Neugründung und Nachfolgegründung im Vergleich

Jun 3, 2024 | Allgemein

M&A-Prozess, Weg

In der Welt der Unternehmensgründungen wird die Möglichkeit einer Gründung durch Nachfolge häufig übersehen. Hinter diesem Ansatz verbirgt sich ein ungenutztes Potenzial, das nicht nur traditionelle Gründungshürden umgeht, sondern auch neue Chancen eröffnet. Unser Blogbeitrag bietet Ihnen eine Analyse der Vorzüge, Herausforderungen, Kosten und Voraussetzungen dieser besonderen Form der Unternehmensgründung. Entdecken Sie mit uns die Welt der Nachfolgegründung und vergleichen Sie diese mit der Neugründung – Hier erfahren sie mehr!

 

Kosten, Kosten, Kosten – Ein zentrales Thema bei der Nachfolgegründung und der Neugründung

Die Frage der Kosten spielt zweifellos eine entscheidende Rolle bei der Übernahme oder Gründung eines Unternehmens. Insbesondere beim Erwerb eines bestehenden Unternehmens sind die finanziellen Aspekte von größter Bedeutung. Doch welche Kosten sind dabei zu berücksichtigen? Wie sieht es mit den Gründungskosten aus und welche Rolle spielt die Amortisation?

 

Kosten im Fokus: Neugründung vs. Nachfolgegründung

Um diesen Beitrag zu verdeutlichen, werfen wir einen Blick auf die Sanitär-, Elektriker- und Schreinerbereiche und betrachten vereinfachte Finanzkennzahlen.

Laut gruenderküche.de beläuft sich das benötigte Kapital für eine Neugründung in diesen Bereichen durchschnittlich auf über 150.000 €. Zu diesen Kosten gehören Gründungskosten (z. B. GmbH, GbR), Werkstattkosten, Werkstattmietkosten, Ausstattung, Transport, Versicherungen, Waren, Marketing, Gewerbeanmeldung und sonstige Ausgaben.

Im Vergleich dazu zeigt unsere Erfahrung, dass das erforderliche Kapital für eine Nachfolge in diesen Branchen stark variiert und sich in den meisten Fällen im hohen sechsstelligen Bereich oder niedrigen siebenstelligen Bereich befindet. Dies umfasst den Kaufpreis, Mitarbeiterkosten und laufende Ausgaben. Es ist jedoch zu beachten, dass der Preis je nach Übernahmestrategie schwanken kann. Bei einem sogenannten Asset-Deal werden beispielsweise nur bestimmte Vermögenswerte wie Immobilien, Maschinen, Kundenverträge oder Mitarbeiter übernommen. Bei einem Share-Deal hingehen erwirbt der Käufer die gesamten Geschäftsanteile, also neben den Vermögenswerten auch die Marke und den Kundenstamm.

 

Amortisation im Blickpunkt

Hinsichtlich der Amortisationsdauer wird schnell ersichtlich, warum die Gründung durch Nachfolge in den meisten Fällen sowohl effektiver als auch effizienter ist. Die Amortisationszeit wird errechnet, indem der jährliche Gewinn durch den Kaufpreis dividiert wird und gibt an, ab wann die entstandenen Kosten der Investition durch die Gewinne gedeckt werden. Im Falle einer Nachfolge ist hier in der Regel ein Zeitraum von 6 bis 8 Jahre üblich.

Die Amortisation einer Neugründung ist hingegen schwer zu ermitteln und bringt viele Unsicherheiten mit sich. Dazu gehören ein fehlender Kundenstamm, fehlende Markenpräsenz, Fachkräftemangel und die Unsicherheit, ob das geplante Geschäftsmodell tatsächlich funktioniert. Im Gegensatz dazu sind all diese Aspekte bei der Gründung durch Nachfolge bereits gegeben. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein neu gegründetes Unternehmen in den ersten Jahren rote Zahlen schreibt und zudem die Kosten einer Neugründung zu tragen hat.

In der Welt der Unternehmensführung spielen die Kosten eine entscheidende Rolle und die Wahl zwischen einer Unternehmensübernahme und einer Neugründung erfordert eine sorgfältige Abwägung der finanziellen Aspekte. Es ist entscheidend, die spezifischen Bedürfnisse und Risikopräferenzen zu berücksichtigen. Daher erläutern wir im folgenden Abschnitt die Unterschiede in der Finanzierung der beiden Gründungsarten.

 

Die Finanzierung von Unternehmensnachfolgen im Vergleich zur Neugründung: Ein Blick auf die Herausforderungen

Die Entscheidung, ein Unternehmen zu gründen oder in ein bestehendes einzusteigen, ist eine bedeutende unternehmerische Entscheidung. Neben zahlreichen strategischen Überlegungen spielt die Frage der Finanzierung eine zentrale Rolle. In diesem Blogbeitrag werfen wir auch einen genaueren Blick auf die Finanzierung von Gründung durch Nachfolge im Vergleich zu Neugründungen.

 

Die Vorteile der Nachfolgefinanzierung:

  1. Nachgewiesener Erfolg:

Bei der Nachfolgegründung stehen potenzielle Finanzierer einem bereits etablierten Erfolgsmodell gegenüber. Das Unternehmen hat eine nachgewiesene Erfolgsgeschichte, was das Risiko für Investoren reduziert.

  1. Existierender Kundenstamm:

Eine bereits bestehende Kundenbasis ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Im Gegensatz zu Neugründungen, die sich erst einen Kundenstamm aufbauen müssen, können Unternehmen, die durch Nachfolge übernommen werden, sofort auf bestehende Kundenbeziehungen zurückgreifen.

  1. Operative Struktur:

Bestehende Prozesse, Strukturen und Arbeitsabläufe sind bereits etabliert. Dies erleichtert nicht nur die Übernahme, sondern bietet auch Sicherheit für Finanzierer, da die operative Seite des Geschäfts bereits funktioniert.

  1. Bessere Finanzierungsaussichten:

Aufgrund der geringeren Unsicherheiten und des bereits nachgewiesenen Erfolgs des bestehenden Unternehmens können Finanzierungsquellen, sei es durch Banken oder Investoren, eher geneigt sein, in eine Nachfolgegründung zu investieren.

 

Die Herausforderungen der Neugründungsfinanzierung:

  1. Ungewisse Erfolgsaussichten:

Bei einer Neugründung fehlen nachgewiesene Erfolge und Statistiken, die auf eine positive Entwicklung hindeuten. Das Unsicherheitsniveau ist höher, was potenzielle Finanzierer vorsichtiger werden lässt.

  1. Aufbau eines Kundenstamms:

Der Aufbau einer Kundenbasis von Grund auf erfordert Zeit und Ressourcen. Dies kann die Finanzierung erschweren, da der Erfolg des Unternehmens stark von der Geschwindigkeit abhängt, mit der Kunden akquiriert werden können.

  1. Risiko des Geschäftsmodells:

Bei Neugründungen besteht immer das Risiko, dass das geplante Geschäftsmodell nicht wie erwartet funktioniert. Dies kann Investoren und Finanzierer zögern lassen.

  1. Fehlende operative Strukturen:

Der Mangel an etablierten Prozessen und Strukturen kann die Anfangsphase einer Neugründung komplex gestalten und die Finanzierungsaussichten beeinträchtigen.

Die Unternehmensnachfolge bietet aufgrund der vorhandenen Erfolge und Strukturen in der Regel eine stabilere Basis für Kapitalgeber im Vergleich zur Neugründung.

 

Gründung durch Nachfolge: Ein Erfolgsgarant?

Nachdem wir die Nachfolge- und Neugründungsfinanzierung genauer unter die Lupe genommen haben, werfen wir nun einen Blick auf die Statistik und die Erfolgsquoten der beiden Gründungswege.

 

Was sich in unserem Blogbeitrag bereits angedeutet hat, bestätigt auch die Statistik. Laut dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn liegt die Erfolgsquote der Neugründung nach einem Jahr bei 77,6%. Diese Rate nimmt jedoch in den folgenden Jahren stetig ab und liegt nach 5 Jahren bei 37,1%. Unternehmen ohne Beschäftigten bei der Gründung, weisen nach 5 Jahren eine Überlebensrate von lediglich 33,7% auf. Im Gegensatz dazu beträgt die Überlebensrate von Unternehmen, die mit mindestens zwei Beschäftigten starten, nach 5 Jahren 46,6%. Die Statistik macht deutlich, wie wichtig qualifiziertes Personal für den nachhaltigen Geschäftserfolgt ist – Personal, welches im Rahmen einer Nachfolgegründung meist miteingeschlossen ist.

Doch wie sieht es mit der Erfolgsaussicht bei Unternehmensnachfolgen aus? Laut dem Nachfolge Monitor 2023  erreichen und übertreffen rund 65% der übernommenen Unternehmen das ursprüngliche Umsatzniveau. Interessanterweise spielen Lage und Größe der Unternehmen dabei kaum eine entscheidende Rolle. Laut einer Studie der Deutschen Telekom liegt das an der Digitalisierung. Gemäß dem Digitalisierungsindex gibt es gute Gründe, diesen Trend nicht zu vernachlässigen: Unternehmen, die digital gut aufgestellt sind, erzielen im Schnitt 35% mehr Umsatz.

Die Statistik unterstreicht das unentdeckte Potenzial der Nachfolgegründung. Doch wie wird man zum Nachfolger und welche Voraussetzungen sollte man mitbringen? Diese Fragen werden im letzten Abschnitt beantwortet.

 

Wichtige Aspekte bei der Unternehmensnachfolge: Aktuelle Wege, Voraussetzungen und Besonderheiten

Der traditionelle Ansatz der internen familiären Unternehmensnachfolge gehört längst der Vergangenheit an. Die heutige Realität zeigt, dass Kinder oft andere Interessen verfolgen und das Handwerk nicht erlernen möchten oder schlichtweg nicht vorhanden sind. Aus diesem Grund liegt der Anteil der externen Unternehmensnachfolger laut deutschland-startet bereits bei 29%.

 

Wege zur erfolgreichen Unternehmensnachfolge:

Es existieren zahlreiche Anlaufstellen, die sich intensiv mit dem Thema Unternehmensnachfolge beschäftigen. Vor allem Meisterschulen und Nachfolgebörsen bieten einen informativen Einstieg in das Thema. Darüber hinaus können Nachfolgeberatungen wie Justus & Cie. bei der Suche nach passenden Unternehmen unterstützen und Alt- sowie Neu-Unternehmer zusammenbringen.

Wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge:

Besonders in Branchen wie dem Handwerk ist der Besitz eines Meisterbriefs nahezu unverzichtbar. Zudem sind eine starke unternehmerische Motivation und Innovationsfähigkeit erforderlich, um das Unternehmen erfolgreich weiterzuentwickeln und eigene Ideen einzubringen. Ein gut funktionierendes Netzwerk aus vertrauenswürdigen Unternehmern, die bei auftretenden Fragen unterstützen können, ist ebenfalls von großer Bedeutung. Die Zusammenarbeit mit Anwälten, Steuerberatern und spezialisierten Nachfolgeberatern ermöglicht zudem einen optimalen Start für die neue Unternehmensphase. Personen, die den Wunsch nach Selbstständigkeit haben, aber bisher keine passende Idee gefunden haben, sowie diejenigen, die eine enge Bindung zu ihrem aktuellen Unternehmen verspüren und es erhalten möchten, sollten sich angesprochen fühlen. Zusätzlich ist zu betonen, dass die Neugründung durch Nachfolge nicht immer ein Alleingang ist. Nicht selten werden Unternehmen im Team übernommen.

Besonderheiten der Nachfolgegründung:

Die Nachfolge durch Neugründung bringt spezifische Herausforderungen mit sich. Die Nachfolgeplanung ist ein langfristiger Prozess, der Sorgfalt und Zeit erfordert – es ist ein Marathon und kein Sprint. Oft ist es für alle Beteiligten das erste Mal, da man sein langjährig erfolgreiches Unternehmen nicht regelmäßig an eine zunächst fremde Person übergibt. Der Mangel an Erfahrungswerten und ein emotionaler Blickwinkel können hinderlich sein. Daher ist es in den meisten Fällen unerlässlich, sich von erfahrenen Beratern unterstützen zu lassen, um den Übergang für den Unternehmer und den Nachfolger so reibungslos wie möglich zu gestalten und langfristigen Erfolg zu sichern.